Kabi und Felix
Felix und seine Frau haben akinda kennengelernt, als sich das Projekt am Rande eines Gottesdienstes vorgestellt hatte. Das ist schon einige Jahre her. Ende 2009 wurden die beiden dann angesprochen, ob sie sich vorstellen könnten, sich um einen Jungen aus Guinea zu kümmern.
Für Felix stellt sich die Frage nach dem Sinn eines solchen Engagements nicht. Unbegleitete Minderjährige, die eine Flucht überlebt haben und in Deutschland Fuß fassen wollen, brauchen seiner Auffassung nach eine große Portion Nächstenliebe.
Das Dasein für ein elternloses Kind versteht er als unausweichliche Aufgabe, sagt Felix. „Außerdem ist Deutschland dringend auf Zuwanderung angewiesen.“
Anfang 2010 lernten sie Kabi kennen, der zu der Zeit bereits in einer Jugendhilfeeinrichtung untergekommen war. Fünf Monate später wurde Felix zum Vormund bestallt.
Es sei zu Beginn gar nicht so viel zu tun gewesen, sagt der Jurist und Betriebswirt.
Der Wechsel in eine andere Unterkunft wurde zwar diskutiert, aber es stellte sich schnell heraus, dass die Einrichtung, in der er lebte und dann auch zwei Jahre blieb, ein guter Ort für ihn war. Danach zog er in eine betreute Jugend-WG, demnächst steht der Umzug in eine eigene Wohnung an.
Mit der Zeit wurde die Vormundschaft komplexer und Felix sagt, ihm habe die juristische Ausbildung oft geholfen, wenn es darum ging, für sein Mündel einzutreten – vor allem in aufenthaltsrechtlichen Angelegenheiten.
Kabi besuchte nach seiner Ankunft eine Orientierungsklasse, kam dann bald in eine 9. Klasse. Die schulischen Leistungen waren erst gut, dann ließ die Motivation nach. Mehr als von der Schule war Kabi vom Fußball fasziniert, doch Probleme mit dem Knie machen sein eigentlich liebstes Hobby nur schwer möglich.
Dann aber, erzählt sein Vormund, wurde deutlich, dass Kabi nicht nur gern Fußball spielt, sondern auch Spaß am Kochen hat. Also wurde für ihn ein Ausbildungsplatz gesucht und gefunden.
Dass er nun eine Kochausbildung machen kann ist ein wahres Glück.
„Als Koch ist Kabi genau an der richtigen Stelle. Er hat zwei Praktika gemacht in einem Hotel in Wilmersdorf. Die haben ihn sehr gelobt. So etwas freut einen.“
An dem Tag des Fototermins hat Kabi noch sechs Wochen Ausbildung vor sich.
Zur Abschlussprüfung soll er aus einem Korb voller Lebensmittel ein Drei-Gänge-Gericht zaubern. „Ich mag die Patisserie am liebsten“, sagt Kabi. „Oder eben Fleisch und Reis“, schickt er lächelnd hinterher.
„Zur Adventszeit backen wir sogar gemeinsam Plätzchen“, erzählt Felix Schnellbacher.
Inzwischen hat Kabi ein dauerhaftes Bleiberecht. Er mag Berlin und drückt beim Fußball die Daumen für Bayern München. Seinem Traum, später einmal einen guten Imbiss aufzumachen, ist er seit Kurzem wieder ein Stückchen näher: er hat im ersten Anlauf die Abschlussprüfung als Koch bestanden und wird bald anfangen, als Koch zu arbeiten.
Die Vormundschaft ist zwar seit Kabis 18. Geburtstag offiziell beendet, aber Felix und Kabi sehen sich weiterhin regelmäßig.
Text: Kathrin Gerlof / Bilder: Rico Prauss