1. Das Informationsgespräch - der erste Schritt!

In einem ersten Telefonat erläutern wir, was die Besonderheit einer vormundschaftlichen Begleitung eines minderjährigen geflüchteten Jugendlichen ausmacht, welche Aufgaben auf Vormund:innen zukommen. Wir informieren darüber, aus welchen Ländern die jungen Geflüchteten kommen und wie ihre allgemeine Lebenssituation hier in Berlin ist und welche Herausforderungen sie zu bewältigen haben. Wir beschreiben, wie akinda Vormund:innen unterstützt und wie das Verfahren aussieht, um Vormund:in zu werden. Dann einfach eine Mail schreiben, wir melden uns und vereinbaren einen Termin!

2. Das persönliche Kennenlerngespräch

Mit allen Interessierten, die sich für die Übernahme einer Vormundschaft entscheiden, führen wir ein persönliches Kennenlerngespräch. Es ist uns wichtig, dass wir euch kennen lernen und auch ihr eine konkrete Vorstellung habt, wer euch während einer Vormundschaft begleitet. Im Gespräch erfragen wir eure Motivation für die Übernahme einer Vormundschaft sowie eure Möglichkeiten, Vorstellungen und Grenzen in Bezug auf die Unterstützung eines Mündels. Die Informationen helfen uns, ein gutes Team von Mündel und Vormund:in zu bilden. In einer Stellungnahme an das Familiengericht können wir dann darlegen, warum wir davon ausgehen, dass ihr für die Übernahme der Vormundschaft geeignet seid. Dieses individuelle Eignungsgespräch hat das Ziel, eine reflektierte Entscheidung zur Übernahme einer Vormundschaft vorzubereiten.

3. Die Schulungen

In fünf jeweils dreistündigen Schulungen vermitteln wir die fachlichen Grundlagen, die zur Führung einer Vormundschaft erforderlich sind. Dies sind die Themen der fünf Module:

• Einführung in die Besonderheit ehrenamtlicher Unterstützung junger Geflüchteter

• Vormundschaftsrecht

• System der Jugendhilfe

• Grundlagen des Aufenthalts- und Asylrechts

• Schutz Minderjähriger vor sexualisierter Gewalt.

Die Teilnahme an diesen Schulungen ist Voraussetzung für die Vermittlung einer Vormundschaft durch akinda. Die einzelnen Schulungsmodule finden unter der Woche am Abend statt oder auch am Wochenende. Eine Einladung zur Schulung erhalten alle Interessierten direkt von uns nach dem Kennenlerngespräch.

4. Vermittlung & Kennenlernen zwischen Jugendlichen und Ehrenamtlichen - jetzt geht es richtig los!

Der Vermittlungsprozess kann je nachdem, wieviele Jugendliche gerade eine Vormundschaft benötigen, einige Zeit dauern. Bevor wir euch einen Jugendlichen vorschlagen, haben wir diesen kennengelernt und seine Vorstellungen und Wünsche bezüglich des/der künftigen Vormund:in erfragt. Haben wir im akinda-internen Matching ein aus unserer Sicht passendes Tandem ausgewählt, melden wir uns und arrangieren einen Termin zum gegenseitigen Kennenlernen - in einem geschützten Rahmen, zumeist in der Einrichtung, wo die Jugendlichen wohnen. Sind nach 2-3 Treffen beide Seiten einverstanden die Vormundschaft miteinander einzugehen, organisieren wir den förmlichen Wechsel der Vormundschaft. Hierzu ist ein von uns gestellter Antrag beim Familiengericht notwendig. Wichtig ist, dass sowohl der Jugendliche als auch die ehrenamtliche Person jederzeit die Möglichkeit haben, den Vermittlungsprozess abzubrechen, falls zum Beispiel "die Chemie" nicht stimmt. Dann suchen wir weiter.

5. Beginn und Verlauf der Vormundschaft

Die Übernahme der Vormundschaft beginnt damit, dass das  Familiengericht den/die neue Vormund:in "bestallt" - also per Gerichtsbeschluss und Aushändigung des amtliches Ausweises als Vormund:in die Vormundschaft in Kraft setzt. Dies dauert ab Einreichung des Wechselantrages beim Familiengericht zumeist 4-6- Wochen, manchmal leider auch länger. Gerade in der ersten Phase nach der Bestallung begleitet akinda die neue  Vormundschaft eng. Mit Checklisten geben wir Hinweise, welche konkreten ersten Schritte gemacht werden müssen. Für die aufenthaltsrechtliche Perspektive bieten wir eine individuelle juristische Beratung an.

Während der Vormundschaft begleiten wir mit unserer Erfahrung und unserem Fachwissen. Vormund*innen können sich jederzeit telefonisch, persönlich oder per E-Mail an uns wenden – sei es zur Unterstützung bei fachlichen Fragen hat oder um sich über Erlebtes auszutauschen. Wir nehmen uns immer Zeit für ein ausführliches Gespräch. Außerdem bieten wir einen regelmäßigen Jour fixe zum Austausch mit anderen Vormund:innen an sowie Weiterbildungen zu relevanten Themen an (z.B. das Berliner Bildungssystem, die Ausbildungsduldung, Asyl- und Aufenthaltsrecht, Nähe und Distanz, Trauma und Krise) und informieren in einem Newsletter über relevante Neuerungen und interessante Veranstaltungen.

In der Praxis zeigt sich dann, wie einzigartig jede Beziehung zwischen Mündel und Vormund:in ist und welche individuellen Herausforderungen sich ergeben. Wir von akinda stehen als Ansprechpartner während der ganzen Vormundschaft an eurer Seite.